„Ich will einfach nur meiner Arbeit machen.“

„Ich will nichts mehr von Corona hören, sondern nur meine Arbeit machen.“ Dieser Satz beschäftigt mich schon länger. Er ist mir gekommen, als Corona auf dem Höhepunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit war. Mittlerweile haben wir uns an die allabendlichen Zahlen in den „heute“ Nachrichten gewöhnt.

Mir ist dabei die Geschichte des deutschen Weinhändlers in USA eingefallen, der zu Zeiten der großen Wirtschaftskrise 1929 sehr schlecht Englisch konnte und deshalb vieles nicht mitbekommen hat. Als man ihn dann 80-jährig gefragt hat, wie er denn diese Zeit überlebt hat, meinte er nur, dass er einfach seine Arbeit gemacht hat und aufgrund seines Nicht-Wissens sich auch nicht so sehr damit beschäftigt hat.

Diese Geschichte lehrt doch eines. Man sollte sich, solange man nicht zu sehr persönlich davon betroffen ist, einfach seine Arbeit machen. Der Rest gibt sich von alleine. Natürlich können Gaststätten-Inhaber und andere Dienstleister nicht so tun, als gäbe es den lockdown nicht, jedoch ist es eine Frage, wie ich damit umgehe.

Ich habe in den letzten Wochen sehr hart gearbeitet und keinen Tag blau gemacht, nur weil ich keine Aufträge hatte. Bei McDonalds gibt es den Spruch “If you have time to lean, you have time to clean.“

Es gibt so viele Projekte, die ich all die Jahre geschoben habe und selbst jetzt habe ich noch sehr viel auf meiner To-do-Liste. Ja, auch mir fehlt der Umsatz, ja auch ich würde liebend gerne mehr beim Kunden sein. Andererseits kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen, weil mich kein Zeitdruck daran hindert, etwas Neues auszuprobieren.

In meiner DISG Akademie habe ich den ersten selbstgesteuerten online Kurs für die DISG Trainerzertifizierung fertiggestellt. Und es gibt noch viele andere Seminare, die ich digitalisieren werde. Also genug Arbeit für die nächsten Wochen.

Welche Konsequenzen hat der lockdown für mich persönlich und grundsätzlich?

  1. Arbeit gibt es genug.

Ich glaube, dass dies fast für jeden zutrifft, der selbständig ist. Und wenn ich keine Arbeit habe, dann kann ich mich zumindest weiterbilden.

  1. Die Zukunft vorausdenken.

Wer jetzt sich keine Gedanken über die Zukunft macht, wird auch keine haben. Zu allen Zeiten haben Menschen Neues wagen müssen, weil Altes nicht mehr funktioniert hat. Es wird einen dramatischen Wandel in manchen Branchen geben.

  1. Nichts ist so beständig wie der Wandel

In der Trainingsbranche hat sich der Wandel schon lange angekündigt, nur keiner wollte sich damit auseinandersetzen. Jetzt werden wir dazu gezwungen.

  1. Negative Gedanken behindern Produktivität.

Wir können sagen, das Glas ist schon halb leer, oder es ist noch halb voll. Self fulfilling prophecy spielt momentan eine wichtige Rolle. Ich glaube nicht blind, dass alles automatisch gut wird, sondern ich arbeite jeden Tag aktiv daran, dass es gut wird. Meine Einstellung prägt mein Handeln.

  1. Es gibt keinen Ersatz für Wissen.

Wir müssen uns ständig mit neuen Entwicklungen beschäftigen, Fragen stellen, andere um Rat fragen und uns weiterbilden.Gerade in der Trainings- und Beratungsbranche sollten wir unseren Kunden mehr von dem geben können, was wir an Wissen voraushaben.

  1. Wir gestalten die Zukunft mit.

Neue Trainingsformate und Inhalte und Strukturen kommen nicht vom Kunden. Wir sind herausgefordert, Neues zu entwickeln, nämlich das was für den Kunden passt und praktikabel ist.

  1. Menschen sind Beziehungswesen.

Wir brauchen die menschliche Nähe, sonst gehen wir seelisch zugrunde. Also werden wir auch nach Corona wieder Beziehungen bauen und uns treffen. Vielleicht schätzen wir dann wieder mehr, wie wichtig andere Menschen sind und dass es nicht immer nur um nackte Zahlen geht.

Viele Branchen haben den Kunden als Melkkuh betrachtet und würden es nach Corona gerne so weitermachen. Ich glaube, dass der Kunde noch mehr im Mittelpunkt stehen wird, als jemals zuvor. Jetzt wird sich zeigen, wohin die Kunden zuerst gehen, wenn sie wieder Geld ausgeben. Das was ihnen vorher schon wertvoll war, wird es jetzt noch viel mehr sein.

Vielleicht liegt es an meinem D/I Verhaltenstypus, dass ich diese Gedanken entwickelt habe und die Herausforderungen aktiv gestalte. Jedoch ist da auch mein Glaube an das Schicksal mitbeteiligt. Gott schickt uns manche Herausforderung in unser Leben und es ist die Frage, wie stark unser Gottvertrauen ist. Ich glaube, dass Gott uns auch jetzt hilft damit umzugehen.

Menschen werden reif, wenn sie sich den Herausforderungen des Lebens stellen. Ich betrachte diese Corona Zeit als Reifeprozess für meine persönliche Entwicklung. Ein Stück weit macht es mich auch demütig. Ich habe nicht alles in der Hand, auch wenn ich noch so hart arbeite. Ich bin gespannt, wie es nach Corona weitergeht.